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#0978 The Butler (2013)

Verfasst: 2013-10-08 1:34
von Kasi Mir
Da ich keine Rassenunruhen im Forum provozieren möchte - man muß ja vorsichtig sein -, halte ich mich heute mal mit flapsigen Bemerkungen oder ungefilterten Zitaten zurück und frage einfach mal in die Runde, wie denn die (netto) 124 Minuten "The Butler" beim Publikum ankamen.

In den USA läuft der Film ganz offiziell übrigens unter dem Titel "Lee Daniels' The Butler", weil Warner den Titel ohne Nennung des Regisseurs durch die MPAA untersagen ließ. Warner sah seine Titelrechte an einem eigenen "The Butler" - einem fast hundert Jahre alten Stummfilm! - gefährdet und wollte ursprünglich den Namen komplett verbieten lassen. Regisseur Lee Daniels hat offenbar ein Händchen für Filme mit Titelproblemen - sein Oscar-nominierter Film "Precious" sollte eigentlich wie die Romanvorlage "Push" heißen, doch das kollidierte mit einem Fantasy-Actionfilm aus dem gleichen Jahr, und so war der offizielle Filmtitel dann "Precious: based on the Novel 'Push' by Sapphire."

Aber das alles nur nebenbei - hier ist nun Platz für Eure Kommentare zu drei Jahrzehnten als Butler im Weißen Haus.

Re: #0978 The Butler (2013)

Verfasst: 2013-10-08 9:50
von Roughale
Ich gehöre wohl zu den Wenigen (zumindest im Team) die die Film gut fanden - trotz einiger Längen und einiger übertriefenden Kitschmomente (besonders 2008 war zu dick aufgetragen...). Aber ich fand das Spiel von Whitacker überzeugend, auch wenn seine jüngste Version etwas schwächelte, was sowohl an dem unstimmigen optische Übergang zu seinem Jugendschauspieler liegen kann, als auch an der schon sehr steif wirkenden Art, die zwar Butler-bedingt sein mag, aber auch eher alt wirkte, was gegen Ende echt positiv war...

Sehr interessant fand ich das muntere Personenraten, obwohl ich gestern echt schlecht darin war, ich erkannte einige Gesichter (Lenny Kravitz, Jane Fonda) konnte sie aber nicht zuordnen, bei Venessa Redgrave traute ich mich auf Anfrage von rechts nicht den Namen zu sagen, weil ich plötzlich starke Zweifel bekam, ob die gar noch lebt und so :twisted:

Die Präsidenten waren einfach aber mMn nicht sehr in ihrer Rolle, da kan zuviel der jeweiligen Schauspieler durch - bis auf Rickman als Reagan - WOW, das war der Hammer (aber das gilt IMMER bei Rickman, egal was er spielt oder wem er die Stimme leiht - das ist immer 100% - einer meiner absoluten Schauspielfavoriten!).

Neben diesem Spass fand ich die finstere Zeit der gar nicht mal so alten US Geschichte schon immer irgendwie faszinierend, unter dem Aspekt wie eine sich als modern ansehende Zivilisation teilweise so steinzeitlich benehmen kann und es eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis man das überwunden hatte - gruslig!

Somit nehme ich das Positive mit und verdränge die Längen und Kitschpassagen und gebe eine 2-.

Re: #0978 The Butler (2013)

Verfasst: 2013-10-08 10:51
von Macao
Ich war enttäuscht von dem Film.

Er hatte sich auf die Fahnen geschrieben, dass er das Rassenproblem und die Geschichte der USA erzählt.
Das haben andere Filme deutlicher und besser geschaft. Aber auf eine 3 hat er es für mich trotzdem geschaft.

Re: #0978 The Butler (2013)

Verfasst: 2013-10-21 19:21
von Kasi Mir
Hallo allerseits,
also hat die "Oscar"-Saison wieder begonnen. Die Nummernrevue "The Butler" ist jedenfalls so offensichtlich auf US-Nominierungen bei den großen Preisen formatiert, daß es fast schon wehtut. Leider bleibt – wie schon vor zwei Jahren beim Hype zu „The Help“ - der Tiefgang (oder auch nur jegliche intensivere Auseinandersetzung mit der Materie, die der Film eigentlich thematisieren will) auf der Strecke, so daß der Film von Lee Daniels („Precious“) im Endeffekt zwar nicht wirklich langweilt, aber eben auch ziemlich nichtssagend bleibt. Ich habe dem Film deswegen eine Drei gegeben.

Es war vielleicht auch keine so gute Idee, die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgerechnet in die Biographie eines Butlers im Weißen Haus zu integrieren, der praktisch über die gesamte Filmlaufzeit (und drei Jahrzehnte der Erzählung) hinweg weigert, irgendetwas damit zu tun haben zu wollen. So passieren die wichtigen Dinge fast immer abseits der Hauptfigur, und selbst wenn er – meist in sehr Gesprächen mit den jeweils amtierenden Präsidenten, die mehr Monologen gleichen – mal Teil der Entwicklung ist, bleibt er stoisch-passiv und nicht mehr als ein (fast) stummer Zeuge der Geschichte.

So etwas funktioniert, wenn man einen Unterhaltungsfilm machen will wie bei „Forrest Gump“, und der Hauptfigur selbst auch Interessantes widerfährt. Das ist beim „Butler“ leider nicht der Fall, seine Entwicklung endet quasi mit dem Tag, an dem er in den Dienst des Weißen Hauses eintritt. Danach werden zwar noch Dinge gezeigt, die um ihn herum passieren oder die ihn persönlich betreffen (Alkoholismus der Ehefrau, Streit und Tragödie mit den Söhnen), doch wirkliche Entwicklungen sind bei ihm erst wieder in der Schlußviertelstunde zu erkennen, die dann im Schweinsgalopp durch die Jahrzehnte nach seiner Zeit im Weißen Haus rennt. Vielleicht war die wahre Geschichte des Original-Butlers, auf dem dieser Film basiert, auch nicht interessanter – doch erstens ist das kein Grund, dann daraus einen Film zu machen und zweitens erzählt der Film gar nicht dieses Geschichte des wahren Eugene Allen, sondern konstruiert einen fiktiven Butler Cecil Gaines und erlaubt sich diverse Abweichungen. Dann hätte Autor Danny Strong (der bisher hauptsächlich Drehbücher für TV-Filme verfaßte) diese Geschichte aber auch interessanter machen können.

Die eigentliche Handlung zerfällt in relativ wahllos aneinandergereihte Episoden von meist lustigen Einblicken hinter die Kulissen der Präsidenten-Residenz, in familiäre Auseinandersetzungen vor allem zwischen Cecil und seinem ältesten Sohn Louis, und in Kurzdarstellungen wesentlicher Ereignisse in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Letztere werden entweder durch TV-Ausschnitte, durch Präsidentenreden oder durch Erlebnisse des sehr aktiven Louis (der es irgendwie schafft, bei allen wichtigen Ereignissen mit dabei zu sein) gezeigt, wobei es letztlich bei einer Bebilderung ohne viel Hintergründe oder Kontext bleibt.

Dafür hat man sich viel Mühe gegeben, insgesamt fünf US-Präsidenten (Eisenhower, Kennedy, Johnson, Nixon, Reagan) und zwei First Ladies (Kennedy, Reagan) von sehr bekannten Darstellern verkörpern zu lassen und so für Publicity zu sorgen – ein echtes Stunt Casting, auch wenn die Schauspieler ihre Sache durchaus gut machen. Allerdings haben sie kaum Gelegenheit, sich oder ihre Rolle groß in Szene zu setzen, denn keiner ist in mehr als drei oder vier Szenen dabei, die zudem meist nicht besonders lang sind und zum Teil einfach nur bekannte Reden wortgetreu wiedergeben. Das Ganze hat etwas von Lückenfüller-Sendungen auf Dokumentationskanälen, die einen in dreieinhalb Minuten das Wichtigste zu einem Ereignis erzählen wollen. Entsprechend oberflächlich muß „The Butler“ zwangsläufig bleiben; wer einen tieferen Einblick in die Bürgerrechtsbewegung und die Kämpfe der 1950er und 1960er erwartet, wird doch ziemlich enttäuscht.

Gruß
Kasi Mir