#628 Catch a Fire

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Kasi Mir
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#628 Catch a Fire

Beitrag von Kasi Mir »

Hallo allerseits,
als einer der wenigen, der den Film überhaupt gesehen hat (Grüße an die ca. 150 Unbeirrbaren, die auch am ersten Weihnachtstag die Sneak besuchten 8)) mußte ich lange überlegen, wie ich diesen Film letztendlich bewerten sollte - ich habe mich nun zu einer 3+ durchgerungen.

Dabei ist das "Period Drama" aus der Zeit der Apartheid in Südafrika (hier im Wesentlichen die Jahre 1980 und 1981) durchaus sauber inszeniert und gut geschauspielert, vor allem Derek Luke als einfacher, unpolitischer Arbeiter, der erst durch die gnadenlosen Anti-Terror-Maßnahmen der weißen Herrscher zum Terroristen/Freiheitskämpfer (je nach Sichtweise) wird, aber auch Tim Robbins als sein Gegenspieler machen ihre Sache sehr gut. Zudem wurden die frühen 1980er (soweit ich das beurteilen kann, schließlich spielt der Film in Südafrika und nicht in Hamburg 8)) stimmig und glaubwürdig nachgebildet.

Trotzdem blieb das Biopic von Regisseur Phillip Noyce (u.a. #445 "The Quiet American") irgendwie immer etwas an der Oberfläche und ging nicht tiefer auf die Hintergründe und Motivationen beider Seiten ein. So wird Robbins' Nic Vos zwar erfreulicherweise nicht als eindimensional diabolisch beschrieben, sondern z.B. auch als besorgter Familienvater gezeigt - warum er aber letztlich so handelt und was ihn dazu bewogen hat, an vorderster Front gegen die ANC-Aktivisten zu kämpfen, bleibt leider trotzdem im Dunkeln. Ebenso bleibt es bei besagten militanten Apartheid-Gegnern bei ein paar groben Skizzierungen. Hier hätte der Film gerne tiefer in die Materie einsteigen können.

Dies wäre auch deswegen schön gewesen, weil die Geschichte des Patrick Chamusso gar nicht so filmfüllend außergewöhnlich ist - sein Schicksal der ersten Filmhälfte haben so oder schlimmer wohl Zigtausende während der Apartheid erleiden müssen, und seine Reaktion beschränkt sich auf ein paar generische Szenen in einem Ausbildungslager sowie einem einzigen Anschlagsversuch. Danach ist der Film auch schon fast zu Ende.

In Endeffekt ist "Catch a Fire" trotzdem gut geeignet, um die Zeit der Apartheid (wieder) in Erinnerung zu rufen und ein paar Fragen neu aufzuwerfen, die auch in der heutigen, vom Kampf gegen Terror geprägten Zeit nicht an Aktualität eingebüßt haben; sein volles Potential entfaltet der Film jedoch leider nicht.

Damit geht das Sneakjahr 2006 zu Ende, das meiner Ansicht nach einen deutlich erfreulicheren Eindruck als das Vorjahr hinterließ. Ich wünsche uns allen noch mehr gute und noch weniger miese Filme für 2007 und bis dahin den traditionellen Guten Rutsch(tm)!

Gruß
Kasi Mir
ThaPimp

Beitrag von ThaPimp »

Was ich hier auch noch anmerken möchte, dass das zugegebenermaßen kleine Publikum den Film erfreulich Ernst genommen hat und sich gut betragen hat! :-)

Nur einmal gabs die Klatscharie, jedoch war dort noch nicht ab zu sehen wie Ernst der Film wird. Vielen Dank!
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