#736 Frost / Nixon

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Roughale
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#736 Frost / Nixon

Beitrag von Roughale »

Ein Film auf den ich gehofft hatte, zum einen weil ich David Frost ganz gut kenne (aus dem TV) und zum anderen, weil der Trailer sehr interessant aussah. Allerdings gab es auch Zweifel, kann Ron Howard es schaffen, ein Biopic so zu erzählen, dass man nicht in Schmalz beim Schnarchen erstickt (wie bei A Beautiful Mind :twisted: ), aber zur Überraschung: Yes he can!

Der Mix aus Humor, realbezogener Härte und wuseligem Kampf um das Interview war sehr gelungen, es kam nie lange Weile auf, nicht mal in den Interviews selbs, die einfach vom Charme Nixons (ja, die schauspielerische Leistung von Frank Langella war einfach so gut, dass ich das bewusst so stehen lasse!) getragen, seine Raffinesse und seine Taschenspielertricks waren einfach auf den Punkt, ebenso sein Zusammenbruch am Ende - wenn der für den Oscar nominiert ist, meine Stimme hätte er.

Aber auch Michael Sheen geht in der Rolle des David Frost auf, zuerst dachte ich, dass er nicht gut getroffen ist, weil er zu arrogant rüberkam (zumal ich nur den etwas älteren Frost kenne), aber wenn die Kamera angingm, dann war er der TV Frost, wie ich ihn kenne - sehr gut!

Eigentlich waren alle Rollen sehr gut besetzt, sogar Kevin Bacon passte sehr in die Rolle des persönlichen Nixon Beraters - keine Ahnung, ob diese Person real so existierte, er war einfach glaubhaft.

Optisch hatte der Film nicht die gewalt des Fincher Films der Vorwoche, auch wenn einige sehr schöne Einstellungen auftauchten, aber mehr gab der Film einfach nicht her.

Ich möchte meinen Zweifel an der Nominierung zum Best Picture bei den Oscars auch hier angeben, das ist etwas viel, aber eventuell meinte man Best Ron Howard Picture - das könnte passen...

Éine 2+ ist angemessen.
Peace, Roughale (aka Roughoul or AROHYOUGEEAGEAYELEE)
Hollywood

Re: #736 Frost / Nixon

Beitrag von Hollywood »

Ich möchte dem Roughale da zustimmen. Ich hatte zu Beginn auch meine Zweifel, ob der Film zu unterhalten weiß, und ich muss sagen, er kann es ohne Zweifel!
Frank Langella als Nixon ist einfach perfekt besetzt und auch Michael Sheen hat mit seiner schauspielerischen Leistung überzeugt.
Ich fand es auch sehr gut, daß nicht noch all zu lange auf das Präsidentenamt geblickt wurde, sondern direkt mit dem Rücktritt begonnen wurde. Hier sollte das kommende Interview im vordergrund stehen und das ist auch gut so, da ja eigentlich jeder weiß, daß Nixon zurückgetreten ist, weil er im Watergate-Skandal verwickelt war.
Kevin Bacon endlich mal wieder in einer sehr guten Nebenrolle, hat gut gepasst.
Alles in allem auch von mir eine 2+

p.s.:Ich möchte nochmal ein Danke loswerden, auch für die persönlche Verabschiedung, hat Spaß gemacht und ich finds klasse, mit so einem Film abzuschließen.
Oberchecker

Re: #736 Frost / Nixon

Beitrag von Oberchecker »

Einfach mal bei youtube nach "Frost Nixon" suchen, da gibt es mindestens 6 Clips aus den Original-Interviews, die 2008 auf DVD erschienen sind. Ich finde da sieht man gut, dass der junge Frost ziemlich gut getroffen ist. Und viele Dialoge sind im Film tatsächlich wortwörtlich so gewesen wie in der historischen Vorlage.
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Roughale
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Re: #736 Frost / Nixon

Beitrag von Roughale »

Danke für die YouTube Erinnerung ;) Wenn man die Clips sieht, kommt die Leistung Sheens fast besser weg, Langella hat Nixon doch mehr interpretiert als 1:1 nachgemacht, was aber die Leistung in keiner Weise minimiert!
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Marko mit K
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Re: #736 Frost / Nixon

Beitrag von Marko mit K »

Ich weiß ja nicht. Vielleicht bin ich zu jung, oder politisch zu unmotiviert, aber mich hat der Film nicht wirklich angesprochen. Die erste Hälfte war m.E. stinklangweilig, die zweite Hälfte dann kurzzeitig interessant.

Für mich war der Film nichts, daher eine nett gemeinte 4.
EDIT: Bevor es jemand anderes sagt: Ja, genau. Zu wenig Explosionen/Blut/Titten/Autos/whatever. Bitte wieder mehr davon. *lol*

PS. Danke für das schnieke Terminator Armband. Hab meine Seiko Uhr sofort in die Mülltonne gekloppt. :D
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Re: #736 Frost / Nixon

Beitrag von jack_vincennes »

Topthematik, gut umgesetzt. Nicht lang(weilig). Hervorragend gespielt in nahezu jeder Rolle (nur Rebecca Hall kann ich nicht leiden). Guter Spannungsbogen.

1-
Bud_White
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Re: #736 Frost / Nixon

Beitrag von Bud_White »

Top Film, zurecht Oscar nominiert. Habe mich nicht eine Sekunde gelangweilt (und das bei immerhin zwei Stunden Film) und fand Langella als Nixon äußerst unterhaltsam.

Glatte 1.

Wird natürlich schwer jetzt für die nächsten Vorstellungen da mitzuhalten, aber ich glaube spätestens mit Gran Torino (der hoffentlich auch noch laufen wird) haben wir dann den nächsten Big Hit.


btw.
Rebecca Halls Kleiderwahl fand ich durchaus ansprechend.
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Kasi Mir
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Re: #736 Frost / Nixon

Beitrag von Kasi Mir »

Hallo allerseits,
dann darf ich also mal wieder den Spalter spielen. 8)

Von mir bekommt "Frost/Nixon" 'nur' eine 3+ - die wirklich guten schauspielerischen Leistungen stehen für im im Gegensatz zu einem sehr durchschnittlichen Skript, das zuviel Zeit mit Nebensächlichkeiten verschenkt und insgesamt doch sehr oberflächlich bleibt.

Im Prinzip folgt der neueste Film von Ron Howard dabei sehr stark dem Muster der eher aus dem Sportbereich bekannten Underdog Stories: Protagonisten begeben sich in eine Situation, die ihre Möglichkeiten eigentlich deutlich übersteigt, fallen dementsprechend zunächst auch prompt auf die Nase - bis sie dann in letzter Minute die Kurve kriegen und die Sensation schaffen. Und ein bischen ist es ja auch ein fast sportlicher Wettstreit, in den der abgehalfterte Ex-Präsident (den Langella fast unheimlich gut trifft, obwohl er ihn nicht imitiert und auch nicht per Maske als Nixon-Lookalike zurechtgemacht wird) und der Showmaster-als-Interviewer (den Michael Sheen zumindest in den On-Camera-Szenen auch ziemlich originalgetreu abbildet, die anderen kann ich nicht beurteilen).

Doch wenn man mal hinter die hübsche Fassade schaut, erfährt man eigentlich recht wenig über das eigentliche Thema, was man nicht auch aus den Interviewbändern selbst hätte herausholen können. So hat man mit Sam Rockwell und Oliver Platt zwar zwei erstklassige Schauspieler für Frosts Recherche-Team verplfichten können, über die tatsächlichen Recherche-Arbeiten erfährt man allerdings so gut wie gar nichts, da sie im Film fast nicht vorkommen und eigentlich nur als Aufhänger dienen, um David Frost rein- oder rausgehend zeigen zu können, der sich um andere Dinge kümmert. Und auch diese Dinge werden immer nur angerissen und oft nicht konsequent weiterverfolgt. Rebecca Hall schließlich scheint in dem Film nur mit von der Partie zu sein, damit eine weibliche Sprechrolle existiert, denn sie hat in der Story - so wie Regisseur Howard und Autor Morgan sie erzählen - überhaupt keine Funktion.

Ebenso braucht der Film gut 75 Minuten, bis er (mit einem Telefonat zwischen Frost und Nixon) in den eigentlich interessanten Teil eintritt; davor sieht man zwar viel Geplänkel und Dilettiere, aber erst in der letzten halben Stunde kommt es wirklich zu jedem Duell, daß im Filmtitel vermerkt ist - auch da David Frost davor kaum Biß als Interviewer an den Tag legt.
Gäbe es da nicht kleine Nebengeschichtchen und den einen oder anderen trockenen Witz - und wären die schauspielerischen Leistungen nicht so gut - dann wäre bis dahin sicherlich ziemlich langweilig geworden; so muß ich sagen, daß "Frost/Nixon" über weite Strecken besser unterhält, als es das doch sehr unspektakuläre Skript erwarten läßt. Deswegen auch eine 3+ von mir, für den Zweierbereich hätte Ron Howard aber mehr inhaltliche Tiefe (à la "All the President's Men") bringen müssen.

Gruß
Kasi Mir
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